Feuchtgebiete als Hochwasser- und Klimaschutz!
„40 Jahre Ramsar Konvention in Österreich" & Int. Welttag der Feuchtgebiete am 2.2.2023
Anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen „UN-Welttags der Feuchtgebiete“ am 2. Februar, der heuer unter dem Motto „Es ist ZEIT, Feuchtgebiete wiederherzustellen!“ steht, finden rund um den Globus hunderte Veranstaltungen im Sinne des weltweiten Übereinkommens über Feuchtgebiete statt, auch in Europa und Österreich.
Feuchtgebiete wie Auen, Quellen, Sümpfe, Nasswiesen, Schwemmkegel, Bachläufe und Moore leisten eine Reihe von ökologischen Aufgaben: sie spielen eine wichtige Rolle in allen Wasserkreisläufen und tragen nicht nur zur Sicherung unseres Trinkwassers und zum Hochwasserschutz bei, sondern als Kohlenstoff-Speicher auch ganz entscheidend zum Klimaschutz. Ihre Wiederherstellung kann aber auch für den Menschen großen Nutzen bringen, sei es zur Förderung der Gesundheit und Erholung, der Sicherung erstklassigen Trinkwassers sowie für Tourismus und nachhaltige Freizeitgestaltungen wie Fischerei.
Feuchtgebiete sind die Quintessenz zur Erhaltung der Biodiversität
Zu den größten globalen Risiken zählt der Verlust von Biodiversität. Laut "Global Risk Report" des Weltwirtschaftsforums ist die Wirtschaft in hohem Maße auf eine intakte Natur mit vielfältiger Tier- und Pflanzenwelt und einem entsprechenden Wasserdargebot angewiesen. Das "Globale Rahmenwerk für die biologische Vielfalt", das die Staatengemeinschaft im Dezember 2022 verabschiedete, sieht vor, den Verlust der Biodiversität bis 2030 zu stoppen und eine Trendwende einzuleiten. Hier wird auch in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt im Feuchtgebietsmanagement zu setzen sein.
Feuchtgebiete nach wie vor unter starkem Druck
Feuchtgebiete sind während der letzten 50 Jahre stark unter Druck geraten, rund 35% aller Feuchtgebiete weltweit sind seit 1970 sogar völlig verloren gegangen. Dieser Trend zeigt sich auch in Österreich, wo das Ausmaß der täglichen Bodenversiegelung bereits 11,5 ha erreicht hat. Denn die Zerstörung von Feuchtgebieten wird durch menschliche Aktivitäten vorangetrieben.
Feuchtgebiete müssen geschützt und wiederhergestellt werden – zum Wohle aller!
Wie einer weltweiten Studie zu Feuchtgebieten, dem „Millenium Ecosystem Assessment“ und darauf aufbauenden Arbeiten entnommen werden kann, ist es ganz entscheidend, noch vorhandene Feuchtgebiete zu schützen und nach dem „wise-use-Prinzip“ zu bewirtschaften sowie Maßnahmen zur Wiederherstellung zu treffen. Daher haben die Vereinten Nationen auch die „UN Dekade der Wiederherstellung“ ausgerufen. Weltweit wurde erkannt, dass Moore, Moorrandwälder, Auwälder, Feuchtwiesen, Mangrovenwälder, Waldfeuchtgebiete etc. den Kohlenstoff aus der Luft am effizientesten speichern und damit die CO2-Bilanz deutlich verbessern können. Österreich hat im Vorjahr die „Moorstrategie Österreich 2030+“ beschlossen, um die weltweiten Ziele der Erhaltung der biologischen Vielfalt und des Klimaschutzes strategisch zu verfolgen. Das Update zur „Auenstrategie für Österreich 2030+“ ist kurz vor Fertigstellung. Für die Umsetzung beider Strategien stehen EU-Förderinstrumente wie LIFE, INTERREG oder auch die Ländliche Entwicklung zur Verfügung.
Feuchtgebietsschutz braucht die Mitarbeit in allen Bevölkerungsgruppen
Um mehr Bewusstsein zu schaffen und Feuchtgebiete effizient wiederherzustellen, braucht es die Zusammenarbeit mehrerer Akteurinnen und Akteure. Aber auch jeder Einzelne kann sich aktiv am Feuchtgebietsschutz beteiligen: Mach mit!
Die folgende Grafik zeigt dazu einen Überblick über die 7 wichtigsten Akteurinnen und Akteure:
Aktionen zum Weltfeuchtgebietstag 2.2.2023 auch in Österreich
Um das Bewusstsein für den Feuchtgebietsschutz zu fördern, finden auch in diesem Jahr in Österreich zahlreiche Aktionen statt. U.a. lädt das Murschutzkomitee – bestehend aus Österreichischen, Slowenischen und Kroatischen Naturschutzorganisationen, Gemeinden und Körperschaften, anlässlich des „World Wetland Days“ auch heuer wieder zu einer „Ramsar-Wanderung“ entlang der Mur ein. Die Ramsar-Wanderung genießt schon lange Tradition – jene Veranstaltung findet am 29. Jänner 2023 ihre Fortsetzung. Es wird wieder wandernd ein Symbol für den aktiven Auen- und Gewässerschutz gesetzt. Das Gebiet vom UNESCO-Biosphärenpark Unteres Murtal im fünf Länder übergreifenden Biosphärenpark Mur-Drau-Donau ist Schauplatz für die traditionelle Ramsar-Wanderung.
Die internationale Feuchtgebietskonvention
Die Ramsar-Konvention ist ein wichtiger Wegweiser, um Feuchtgebiete zu erhalten und schonend zu bewirtschaften („wise-use-Prinzip“). Das Ramsar Übereinkommen wurde am 2.2.1971 in der Stadt Ramsar (Iran) unterzeichnet und zählt bis dato 172 Vertragsstaaten. Damit ist sie die älteste internationale Konvention, die sich mit der Erhaltung und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beschäftigt. Die Ziele der Konvention werden unter anderem durch ein globales Netzwerk von derzeit 2.471 „Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung“ mit einer Fläche von 256 Millionen Hektar umgesetzt. Das entspricht etwa der 45-fachen Fläche der Schweiz. Durchschnittlich kommt alle zwei Tage ein weiteres Ramsargebiet hinzu. Die Ramsar-Konvention ist bisher das einzige internationale Abkommen, das sich mit einem speziellen Lebensraum, nämlich den Feuchtgebieten befasst. Die Konvention definiert den Begriff „Feuchtgebiet“ in einem umfassenden Sinn; das reicht von Sümpfen, Mooren, Feuchtwiesen, Flachwasserbereichen bis acht Meter Tiefe, Seen, Flüssen und deren Mündungsbereichen, Küstenzonen wie Mangroven, Korallenriffe und Wattenmeer bis zu künstlichen, vom Menschen geschaffenen Feuchtgebieten mit Teichen, Reisfeldern und Stauseen.
40 Jahre Ramsar Konvention Österreich
Im heurigen Frühjahr, genau gesagt am 12. April 2023, werden es 40 Jahre sein, dass Österreich der internationalen „Ramsar Konvention“ beigetreten ist. Das österreichische Parlament hat das Übereinkommen ratifiziert, worauf es am 12.4.1983 im Bundesgesetzblatt kundgemacht wurde. Österreich verfügt mittlerweile über 23 Ramsar-Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 1.250 km2, was etwa 1,5% der österreichischen Staatsfläche entspricht. Fast alle davon sind Waldgebiete, dazu kommen große Flussgebiete und Seeufer sowie zahlreiche bedeutende Moore. Viele Aktivitäten und Veranstaltungen werden dieses Jahr österreichweit stattfinden, um dieses Jubiläum zu zelebrieren.
Die 23 Ramsar-Gebiete in Österreich
Mit dem Beitritt 1983 wurden sogleich fünf Ramsargebiete in Österreich ausgewiesen. Daher feiern auch diese Gebiete heuer ihr 40-jähriges Bestehen:
- Neusiedler See – Seewinkel (Burgenland)
- Donau-March-Auen (Niederösterreich)
- Stauseen am Unteren Inn (Oberösterreich)
- Untere Lobau (Wien)
- Rheindelta, Bodensee (Vorarlberg)
Nach und nach kamen folgende weitere Ramsargebiete hinzu.
Weitere Informationen unter www.ramsar.at und www.ramsar.org